Mittwoch, 8. Juli 2009

25. und 26. Tag

30.06.09 25. Tag

Heute ist es absolut windstill. Sigi lädt uns wieder auf sein Schiff ein – wir wollen zum schwimmen raus. Der Käpt´n will den Motor starten – nichts geht. Keine Spannung auf den Batterien, diese sind leer. Eine böse Überraschung. An Bord befinden sich 2 á 240 Ampére, eine neue Gelbatterie kostet ca. 1000 € in Frankreich. Bei uns sind sie für die Hälfte zu bekommen. Mit einem Generator wirft er den Motor an und wir fahren hinaus in eine Bucht und ankern dort. Das Meer ist so klar, dass man trotz 10 Meter Tiefe bis auf den Boden sieht. Es ist richtig herrlich zum schwimmen und sonnen an Deck.



Das entsteht, wenn frau Liebling bittet, sie zu fotografieren, wenn sie von Bord springt...

Uiiiii, das Wasser ist kaaaaaaaaaaaaalt!!!
bibber, bibber
geschafft!
Unser Käpt´n
Erst als nach 2 Stunden wieder Wind aufkommt, tuckern wir wieder Richtung Hafen zurück. Wieder bin ich verblüfft über das Geschick, mit dem Sigi das Boot rückwärts in die Liegebox setzt – stoppen, auf der Stelle drehen und im ersten Anlauf punktgenau vor die Kaimauer.

Sigi ist sehr geknickt – in den Bootswerkstätten hat niemand eine bzw. zwei gleiche Batterien vorrätig, außerdem hat keiner Zeit, ihm beim Aus- und Einbau zu helfen. Da passt es gerade, dass Roland wieder vorbei kommt – mit ihm will er am nächsten Tag mit seinem Mer*edes nach Perpignan fahren und nach Batterien schauen.

Wir lassen uns unseren Kuchen wieder schmecken, anschließend schiebe ich meine mexikanische Hähnchenpfanne in den Ofen. Dazu gibt es Chilispätzle und einen Endiviensalat. Da Roland allein in seinem Womo sitzt, laden wir ihn zum Essen ein. Nach dem Essen gibt’s Espresso und ich frage, wer einen Eau de vie poire (Williamsschnaps) möchte. Roland ist ganz begeistert. Er nennt den Rachenputzer „Confiture“, da er wunderbar nach Birne riecht. Dieser Name wird der Willi bei uns für alle Zeiten behalten – Roland leert im Laufe des Abends die halbe Flasche.

Gegen später kommen noch Verwandte von Roland, die in St. Cyprien-Plage wohnen, vorbei. Mit acht Mann sitzen wir bis nach 23 Uhr vor unserem Womo und lassen es uns gut gehen.









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Liebling ist mal wieder am Schränke inspizieren. Was ist zuviel dabei, wo kann man noch Gewicht einsparen. Er entdeckt mein Rührgerät. „Das brauchst du sowieso nie, ich könnte es wenigstens noch als Bohrmaschine verwenden!

01.07.09 26. Tag

Meine ersten Worte morgens beim Aufwachen: „Je suis triste, trés triste!“ Unser letzter Tag in St. Cyprien ist angebrochen. Morgen wollen wir uns auf die Heimreise machen. Ich radle nochmals zum Bäcker – nach dem Frühstück werden schon die Fahrräder wieder verstaut. Auch die Liegstühle finden ihren Platz wieder in der Garage neben dem Schlauchboot, das eine interessante Reise mitgemacht hat – es wurde nur herumgefahren. Als wir erst einmal auf einem festen Platz standen, konnten wir mit unserer lieben Ferienbekanntschaft raus aufs Meer, und das viel komfortabler als mit unserem Boot. Außerdem war es fast immer sehr windig mit hohen Wellen – da ist Schlauchboot fahren nicht so prickelnd.

Sigi kommt plötzlich mit der Neuigkeit, dass er jetzt erst entdeckt hat, dass er gar keine Gel-, sondern Säurebatterien an Bord hat – der Verkäufer hat ihm damals die Gelversion erzählt und Sigi hat sich nicht die Mühe gemacht, den Tisch abzubauen und ins Innere zu kriechen, um das zu kontrollieren. Heute Morgen hat er es getan – mit der Konsequenz, dass 5 Liter destilliertes Wasser Wunder wirken. Die Batterien nehmen auf einmal wieder Ladung auf. Gestern habe ich noch von meinem alten Auto vor 30 Jahren mit dem gleichen Problem und immer bereit stehendem Wasser erzählt…

Nach dem obligatorischen Obstsalat und Aprikosenkuchen bringt Sigi meinem Schleppi ein paar Goodies bei und gewöhnt ihm ein paar schlechte Angewohnheiten ab. Für einen gelernten Informatiker kein Problem. Die virtuellen Notizzettel sind ein Hit und das neue Schachprogramm gibt mir sogar Probleme auf. So vergeht der Nachmittag mit Programmierungen und Fachsimpeleien, aufgelockert durch ein paar Runden im Meer. Das muss ich nochmals richtig auskosten. Für jeden, der mich kennt oder auch nicht, ist nach kurzer Zeit klar, dass ich vom Sternzeichen nur ein Fisch sein kann.
Für den heutigen Abend haben wir uns etwas Besonderes zum Abschied einfallen lassen: Wir tragen unseren Tisch und die Stühle an den Strand – dort wird heute gegessen und getrunken und die vergangenen zwei Wochen Revue passieren lassen. Es gibt Tomate/Mozzarella, Gurken- und Kartoffelsalat, Schinken und Salami, Käsewürfel und Kräuterfrischkäse, Oliven, Pizzakräcker und zu allem Baguette. Natürlich darf der Rot- bzw. Roséwein nicht fehlen. Nur Roland will heute nur Mineralwasser – der gestrige Confiture-Abend hat deutliche Spuren hinterlassen… „Mal de téte“ hat er um 12 Uhr nach dem Aufstehen gestöhnt.

Während ich meine nackten Zehen tief in den Sand grabe, sehe ich mich schon an meinem Schreibtisch sitzen – ohne Sand und ohne Meer. Der Sonnenuntergang färbt das Meer rot, der fast volle Mond steht strahlend darüber – wenn ich es nicht erlebt hätte, würde ich laut „Kitsch“ schreien.







Noch mal eine Sicht auf unseren Stellplatz. Vorne Roland´s Womo, dahinter unseres.







Das Strandrestaurant
Aus der Vogelperspektive: immer getreu unserem Motto =>
Stellplatz am Wasser

Sehr spät tragen wir wehmütig unsere Sachen zurück.

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Liebling braucht zum schwimmen eigentlich Badewannentemperatur. Bis er in Gewässern unter 25° C zum schwimmen kommt, braucht er eine Stunde – geschätzt. Er steht am Rand, dirigiert und fuchtelt mit den Armen, führt Selbstgespräche – in dem Moment, wenn die „Glückerli“ nass werden, fällt er beinahe ins Koma. Ich amüsiere mich immer im Wasser, leider kann ich aus meiner Perspektive dieses Drama nicht auf Speicherkarte bannen…

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